Wie gefährlich hohe Luftkonzentrationen an Stickoxiden für die Gesundheit sind, darüber wurde in der Öffentlichkeit viel berichtet. Demnach können hohe dauerhafte Stickoxidkonzentrationen beispielsweise der Herzgesundheit schaden und sogar einen nachteiligen Einfluss auf das Lebensalter vieler Menschen haben. Nach Aussage der Europäischen Umweltbehörde haben die Europäer aufgrund der schlechteren Luftqualität im Jahr 2016 insgesamt 800.000 Lebensjahre einbüßen müssen.
Jetzt stellten Wissenschaftler der Universität Jena zudem fest, dass insbesondere auch ein sehr schneller Anstieg der Stickoxidwerte in der Luft, das heißt ein plötzlicher Anstieg innerhalb von 24 Stunden, ebenfalls zu einer kurzfristigen Erhöhung des Herzinfarktrisikos führen kann. Diese beängstigende Erkenntnis sei in den derzeitig geltenden Grenzwerten bezüglich der Stickoxide seitens der Europäischen Union noch nicht berücksichtigt, so die Studienautoren.
Stickoxide entstehen bekanntlich in Heizanlagen sowie in den Motoren von Kraftfahrzeugen, vor allem den Diesel-Fahrzeugen. In der Studie wurden die Daten solcher Patienten untersucht, die zwischen 2003 und 2010 aufgrund eines akuten Herzinfarktes in der Klinik behandelt wurden.
Da der genaue Zeitpunkt der Beschwerden bekannt war, konnten sie mit den aufgezeichneten Stickoxidimmissionen der jeweiligen Patientenumgebung in einem möglichen Zusammenhang gebracht werden. Die Wissenschaftler wählten bewusst die relativ „luftsaubere“ Stadt Jena für ihre Studie aus.
Im Ergebnis zeigte sich zunächst ein klarer Zusammenhang zwischen einer erhöhten Luftverschnutzung durch Stickoxide und einem erhöhten Herzinfakrtrisiko. Mit diesem Ergebnis hatte man gerechnet. Was jedoch zu einer Überraschung führte, war die Tatsache, wie stark sich das Gesundheitsrisiko bereits erhöhte, wenn die Stickoxidkonzentration innerhalb von 24 Stunden plötzlich angestiegen war.
Demnach verdoppelt sich das akute Herzinfarktrisiko bereits, sobald die Stickoxidkonzentration innerhalb dieser 24 Stunden um 20 Mikrogramm pro Kubikmeter angestiegen war.
Derartige plötzliche Erhöhungen der Stickoxide in der Luft sind auch in sauberen Städten mehrmals jährlich zu messen. Vermeintlich saubere Luft kann demnach ihre Qualität an einzelnen Tagen massiv einbüßen und spontan zu gesundheitlichen Schäden führen. Die EU-Grenzwerte müssten somit um eine entsprechende dynamische Einzelheit angepasst werden.
Rasche M. et.al.
Rapid increases in nitrogen oxides are associated with acute myocardial infarction: A case-crossover study.
Eur J Prev Cardiol.
1/2018